Ghost Underneath My Roof

Gedanken nach einem Shooting

Ghost Underneath My Roof

Nachdem sie ging, blieb sie.

Der herbsüße, schwerleichte Geruch ihres Parfums brannte sich in meine Erinnerung, wie ich zugleich die Leere des Studios wahrnahm, indem wir eben noch gemeinsam unter voller Konzentration unser Fotoshooting beendeten.

Nun war das Studio leer. Nein, eben nicht wirklich leer. Es war noch immer von ihr erfüllt. Sie hatte sich mir selbst hinterlassen.

Es hatte angefangen zu regnen und die schwülheiße Luft des Tages begann langsam abzukühlen. Es wurde angenehmer. Ich merkte, wie ich langsam zur Ruhe kam.

Ich lehnte mich zurück und suchte Halt an dem Stuhl, auf dem sie eben noch ihre Hand unter dem Rock für das eine Foto verbarg, während ihre Finger sie selbst liebkosten. Blind, mit verbundenen Augen meinen Anweisungen lauschend. Nun verkrampften sich meine Finger um eben jenen Stuhl. Es brannte in mir zu wissen, woran sie dachte.

Es gab Geheimnisse, die Männer nie hinterfragen sollten.

Ich realisierte wieder, dass so ein Shooting immer einem Seelenstriptease gleichkommt. Der Fotograf war Psychiater und Seelsorger. Er versuchte, mit seinen Gedanken die nackte Haut zu durchdringen und den Menschen dahinter zu sehen. Und ebenso fand ich sie. Das zumindest bildete ich mir nun ein, nachdem ... nun, nachdem sie nicht mehr da war.

Manch einer öffnete sich wissentlich und redet. Manch anderer tat Gleiches unbewusst und offenbarte doch mehr ohne Worte zu verlieren.

Und unvorhergesehen war ich es, der sich öffnete. Die Rollen kehrten sich um. Eine starke, begehrenswerte Frau vor der Kamera, meinen Anweisungen folgend, aber insgeheim doch Herrin der Situation.

Meine Selbstsicherheit?

Wo blieb nun meine Selbstsicherheit, die ich eben noch demonstrierte.

Ich öffnete die Augen und spürte noch immer ihre Haut unter meinen flüchtigen Berührungen, die ungeplant absichtlich waren.

Sie war da.